Aus der Geschichte der Kirchengemeinde

Das alte Kirchspiel Heeren, zu dem die Dörfer Heeren und Werve, sowie die Bauerschaft Ostheeren gehörten, wurde im Jahr 1300 erstmals urkundlich erwähnt. Die selbständige Pfarrei Heeren entwickelte sich vermutlich aus einer Eigenkirche der adeligen Familie von Herne (Heeren), die seit 1173 für Heeren bezeugt ist und die in den Diensten der Erzbischöfe von Köln stand. Die Familie von Herne übergab in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts ihren Besitz an die Grafen von der Mark, die auch das Patronat über die Kirche in Heeren übernahmen. 1308 gehörte die Pfarrei Heeren zum Dekanat Dortmund. 1341 wurde zum ersten Mal ein Heerener Pfarrer namentlich erwähnt.

Die auf Haus Heeren ansässigen Adelsfamilien haben über viele Jahrhunderte Einfluss auf das Leben der Kirchengemeinde Heeren genommen. So stiftete die Familie von der Recke-Heeren im 15. Jahrhundert eine Vikarie in der Heerener Kirche, mit einem Altar, der dem hl. Antonius geweiht war. Über diese Vikarie übten die Adelsfamilien das Patronat aus.

Die Einführung der Reformation im Kirchspiel Heeren wurde wesentlich bestimmt durch die Glaubenssituation in der Nachbarstadt Kamen. Hier war bereits um 1560 das Luthertum fest in der Bürgerschaft verankert. Als 1568 ein Sohn aus dieser Bürgerschaft Pfarrer in Heeren wurde, wird auch im Kirchspiel Heeren die Reformation eingeführt worden sein. Die Gemeinde gehörte nur kurze Zeit dem Luthertum an. Unter dem Einfluss des landesherrlichen Patronats und der Familie von Bodelschwingh trat sie um 1600 zum Kalvinismus über.

Im Jahr 1649 ging das Patronat über die Heerener Kirche vom Landesherrn, dem Großen Kurfürsten von Brandenburg, auf die Familie von Hüchtenbruch über, die durch Schenkung in den Besitz des Hauses Heeren gelangt war. 1646 hatte sie bereits die Zivil- und Kriminalgerichtsbarkeit über Haus und Kirchspiel Heeren vom Landesherrn erworben. Während die örtliche Gerichtsbarkeit bereits 1809 durch die Franzosen aufgehoben wurde, dauerte das Patronat, das als Reallast auf dem Hause Heeren ruhte, bis 1949. In diesem Jahr wurde es durch einen Vertrag zwischen der Kirchengemeinde und Adolf Graf von Plettenberg-Heeren aufgelöst.

Wer mehr über die Geschichte der Kirchengemeinde Heeren-Werve erfahren möchte, dem wird folgendes Buch empfohlen: Karl-Heinz Stoltefuß, Heeren-Werve - die Geschichte eines Hellweg-Kirchspiels vom 12. bis zum 20. Jahrhundert. 2000. ISBN 3-00-005868-0. Erhältlich im Buchhandel und im Büro der Ev. Kirchengemeinde zu Heeren-Werve.


Die evangelische Pfarrkirche in Heeren-Werve

Die Bauhistoriker ordnen die ältesten Bauelemente der Kirche dem 14. Jahrhundert und damit der spätgotischen Epoche zu. Zum 1. Bauabschnitt gehören der Chor und die sich anschließenden zwei Joche. Der Übergang zum 2. Bauabschnitt ist im Inneren der Kirche an der unterschiedlichen Höhe der Konsolen erkennbar. Die Datierung dieses Erweiterungsbaues, der aus einem schmalen Joch und aus einem Turm bestand, ist für 1511 anzusetzen, denn diese Jahreszahl war im Turm eingehauen. In dieser Bauform diente die Kirche fast 400 Jahre der Gemeinde als Gotteshaus.

Eine Vergrößerung der Kirche wurde durch das Ansteigen der Einwohnerzahl infolge der Bergbauansiedlung notwendig. Im Jahr 1897 entstand das südliche Seitenschiff mit einer Empore. 1910 erfolgte eine bauliche Erweiterung nach Norden und Westen. Es entstanden das nördliche Seitenschiff mit Empore, die Sakristei, die Verlängerung des Mittelschiffes und ein neuer Turm. Die Gewölbe der beiden Joche aus dem 14. Jahrhundert wurden durch je zwei Scheidbögen, die auf einer Zwischensäule ruhen, abgefangen. Durch die querschiffartige Erweiterung erhielt die Kirche einen kreuzförmigen Grundriss.

Die im spät- und neugotischen Stil errichtete Pfarrkirche steht unter Denkmalschutz.


Das Pfarrarchiv

Die Kirchengemeinde verfügt über einen umfangreichen Aktenbestand, der bis in das 16. Jahrhundert zurück reicht. Ältestes Aktenstück ist eine Pergamenturkunde aus dem Jahr 1556. Die Kirchenrechnungen aus der Zeit ab 1597 enthalten interessante Begebenheiten aus dem Leben der Gemeinde. Durch die Kirchenbücher ab 1683 und den Altaktenbestand wird die Geschichte der Gemeinde umfassend dokumentiert.

In einem eigenen Bestand sind Schulaufsichtsakten über Schulen verschiedener Nachbarorte für die Zeit von 1807 bis 1855 vorhanden.

Im Jahr 2006 wurde die laufende Registratur der Kirchengemeinde aufgelöst und in das Pfarrarchiv eingegliedert. Ein umfangreiches Findbuch erleichtert die Arbeit mit dem Archiv.

Historisch und genealogisch Interessierte können das Archiv nutzen. Für die Familienforscher steht ein alphabetisch geordnetes Register über alle Eintragungen in den Kirchenbüchern von 1683 bis 1876 zur Verfügung.

Das Archiv wird vom Archivpfleger Karl-Heinz Stoltefuß betreut. Rückfragen unter Telefon 02307 / 40363.